HEIMAT. Luxemburgische Erzählungen und Skizzen aus dem Weltkrieg. von Joseph Tockert. t.. Joe Squibbles, Verfasser der "Goldbücher", hat sein Anonymat und sein Pseudonym abgelegt und Professor Joseph Tockert tritt diesmal vor das Publikum mit seiner "Heimat". Wie es der Untertitel dièses neuen Erzahlungs- und Skizzenbandes betont, erzâhlt der Verfasser auf den 153 Seiten seines Werkchens Erinnerungen aus dem Weltkriege, der mit so umwâlzender Wucht auch in das geistige und materielle Leben unseres Landes und unserer Bevolkerung eingriff. "Heimat," so heiBt es im Vorwort des Verfassers, vom Oktober dièses Jahres datierfy "welches auf Notizen der Jahre 1914-1918 beruht, vervollstandigt in mancher Hinsicht die Kriegstagebûcher von Faber und Flohr, die Skizzen von Batty Weber ("Im Wartezimmer des Krieges") und die Karikaturen von Joe Squibbles ("Goldbûcher"). Aus den bitteren Kriegsjahren bietet es dem Leser, etwa zwanzig Jahre nachher, nebst nüchternen Berichten über manches Harte und Grausame, den gedâmpften Klang der Erinnerung, einige abseitige Blumen, einige Feiertagsstimmungen, einige Hôhenflùge ins bessere Land. Die altère Génération, welche bei den Geburtswehen der neueren Menschheit Zeugin davon war, wie das Alte brockelte und brach und die jùngere, welche dies alles nur aus Bûchern oder von Hôrensagen oder auch gar nicht kennt beide diirfften gleicherweise an den Erzahlungen und Skizzen dièses Buches Interesse finden. Und es môge auch von meiner Heimat Zeugnis geben, deren Leib und Geist ich in mir trage, soviel auch von Luft und Wolken und Wundern mich anderswo ùberflogen haben Ja, die beiden Generationen, deren Vertreter hoffentlich so zahlreich wie nur moglich dièses Buch von Joseph Tockert lesen werden, werden auf ihre Rechnung kommen. Vor allem die, die in den sorgenschwangeren Tagen und Jahren des Weltkataklysmus empfindend, fùhlend und verstehend mit dabei waren, werden dièse Erinnerungen dankbar wieder in sich aufsteigen lassen. Und aus dem Halbdunkel zwanzigjâhriger Vergangenheit werden sie sich zuriickversetzen in diese Zeit banger Not, tiefen Elendes und starken Hoffens und zu Ereignissen, Schicksalen u. Anekdoten, meist trüber Art, besser Stellung nehmen konnen, als damais im chaotischen Geschehen und im Trubel brutalen Erlebens. Der jüngeren Generation aber bringt Professor Tockert zweifelsohne Fingerzeige, Deutungen und Mahnungen. direkter und indirekter Natur, die ihnen an Hand der Beispiele, die ihre Vâter erlebten und erfuhren, für die Zukunft von groBem Werte sein konnen. Aber das alles ist es nieht, was diesem neuen Werk von Professor Tockert sein so groBes Interesse gibt. "Heimat" Ja, dieses Buch ist ein Heimatbuch, .geschrieben, erlebt und empfunden von einem echten, wahren, aufrichtigen Luxemburger, einem Sohne seiner Heimat, der wie selten einer den Charakter ihres Volkes, die Sprache ihrer Landschaft. den Ruf ihres Bodens gespurt und gedeutet hat. Aus jeder Zeile dieses so eindrucksvollen, so unvergeBlichen, so nüancenreichen Stiles erklingt die Liebe zur Heimat und zum Lande. In diesen kurzen Erzahlungen und Skizzen, denen das Kriegsgeschehen bloB Rahmen abgibt, erstehen von Meisterhand entworfene Charaktergestalten, die unverkennbar rein luxemburgische W esenszüge tragen. DaB dies Professor Tockert gelungen ist, und w i e gelungen ist, soll ihm an erster Stelle auf immer gebucht sein. Nicht allé Geschichten sind neu. Manche von ihnen sind schon teilweise oder ganz an anderer Stelle erschienen. Aber es ist gut, daB sie hier in diesem Band mit den noch unverôffentlichten zusammen erscheinen und auf diese Weise erhalten bleiben. Joseph Tockert hat dem Luxemburger viel zu sa.gen. Warum bleibt er so lange Zeit, bescheiden wie er ist, schweigend in seinem elfenbeinernen Turm? Das ist der einzige Vorwurf, den man ihm machen kann. Für einen Schriftsteller von seinem Format aber ist dieser berechtigte Vorwurf doppelt schwer. "Heimat", im Verlag der Hofbuchclruckerei V. Biick, G. m. b. H., erschienen. mit auBerst interessanten, teils bisher unverôffentlichten Photos aus dem Luxemburg des Weltkrieges reioh illustriert, ist in allefi Buchhandlungen zu erhalten oder durch den Verlag zu beziehen.