Luxemburger Wort


Die
Filme der Woche
Es
scheint nun ein Gesetz zu sein, das will, daß immer die mediokren und immer dann auch die hervorragenden Werke im Räume einer Spielwoche zusammentreffen. War das vergangene Gesamtprogramm eine bunte Lese mittelmäßiger Filme, so ist das gegenwärtige eine Ballung ausgezeichneter Ge_italtun>gj__i, die, mit zwei Ausnahmen, das Interesse der wahren Freunde der siebenten Kunst verdienen. Aus verständlichen Gründen stellen wir am die Spitze der Besprechung das e_r__e__rr_dsche Werk: „Ewige Madonna" (im „Marivaux") das, wie wir des öftenn schon betont haben, in seiner Art der Kolorierung eine Neuerung darstellt und in technischer Hinsicht als eine Meisterleistung anzusprechen ist. Zur eigentlichen Gestaltung des religiösen Themas haben wir bereits unsere leichten Beanstandungen vorgebracht, die freilich der Schönheit des Ganzen kaum Abbruch tun. Hervorzuheben aber ist die majestätige Gewalt der Musik, die den guten Eindruck der farbigen Bilder verdoppelt. Auch der sprachliche Teil des Filmes verdient, wegen seiner Konzision, die beste Anerkennung. Zu wünschen ist, daß das Werk in der morgen anhebenden Oktavzeit alle Pilger packe, da Sondervorfi'i'irungen in den Morgenstunden vorgesehen sind. Nicht minder lobenswert ist die Programmergänzung durch das Erzeugnis französischer Spieler und Techniker unter der Leitung von Rone Ghanas: „L'Escadron blanc". Der spannende Film, dessen Handlung die Wüstenatmosphäre prächtig einfängt und . dem Heroismus ein herrliches Denkmal setzt, hat in Jean Chevrier, R. Lefevre und François Patrice sehr gute Darsteller gefunden. Als Meisterwerk des italienischen Verismus ist die Tragikomödie von Vittorio de Sica: „Voleur de bicyclette" (im „Eldorado") zu rühmen. Das sobre und humane Thema vom Arbeitslosen, dem man das einzige Mittel zum Verdienste raubt, ist mit einer erstaunlich scharfen Sensibilität und einer außergewöhnlichen Einfachheit im Ausdruck gestaltet worden. Mit unverpeUMchen Stric'-en hat der Regisseur das Leben des niederen Volkes eingefangen, und mit noch überraschenderer Sicherheit sind ihm die Nichtberufsdarsteller zu Diensten gewesen. Die einzige Schwäche des Filmes liegt in der leichten Ironie, die den religiösen Gefühlen gilt. ÜB) menschlich stark ergreifendes
Thema
wurde von Sam Wood im Kriegsfilm „Command Decision" (im „Yank") behandelt. Es handelt sich dabei um eine Seite der Kriegsführung, die bis jetzt filmisch vernachlässigt wurde, nämlich um die Gewissenskonflikte, denen ein verantwortlicher Kommandant ausgesetzt sein kann. Aus dieser Idee gewann Sam Wood eine aufrüttelnde Gestaltung, die er mit meisterlicher Sicherheit bezwang. Das kraftvolle Werk fand zudem die Mitwirkung eines erstklassigen Darstellerteams (Cläre Gable, Walter Pidgeon, Van Johnson, Charles Bickford, Doulevy, Hodiak u.a.), das die Geschichte zu einem hinreißenden Erlebnis werden läßt. Ein Prachtfilm seiner besonderen Art ist desgleichen das Luis-Trenker-Werk: Luis-Trenker-Werk: „Im Banne des Monte Miracolo" (im „Ciné de la Cour"), das im Wesentlichen eine Replik zum unvergeßlichen „Der Berg ruft" darstellt. Freilich lst hier die Handlung weniger verdichtet, aber in der bildlichen Schilderung des Gebirgsreizes sind sie einander verwandt;. Wir haben die Schönheiten dieser Schilderung gestern an einer andern Stelle zur Genüge betont, sodaß wir es bei einer warmen Empfehlung bewenden lassen dürfen. Störend in der langen Reihe vorzüglicher Produktionen stört der deutsche Ooerettenfilm von Arthur Maria Rabenalt : „Nächteam Nil" (im „Victory"), der den Eindruck vermittelt, er sei eine schwächliche Kopie des René- Clair-Films: „Le silence est d'or". Die deutsche Kritik hat dem Ding arg zugesetzt und behauptet: „Albern, geist- und witzlos quält sich die Handlung dahin. Das Ganze ist vom Dialog des Bühnenstückes überwuchert, der ebenso langweilig ist wie die Handlung selbst. Kein Film, sondern verfilmte Operette, deren wirklich gute und nette Melodien kaum im Ohr hängen bleiben, weil man auch hier weder Maß noch Ziel hatte." Ueber den französischen Streifen von Robert Vernay: „Le Comte de Monte-Cristo" (im „Capitole"), der zum so- und sovielten Male einen alten Dumas-Stoff ausbeuten möchte, ist nicht zu sagen: Abenteuer und Romantik, die man kennt, Rachsucht, die keine Grenzen hält, Maskenbälle, Menschenraub, Mord und Räuberhöhlen, —- was will man mehr. Zu bedauern sind P. R. Willm, Mich .le Alfa und Marcel Herrand in unbequemen Rollen. Aber ein bestimmter Teil des Publikums wird sie gerne sehen.
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