vicktor ciSi Usinicit 4. Nikolaus Hein Eine Sammlung Gedichte: .^Lichter und Men" (1917), verstreute Skizzen und leinere Erzählungen, literarische Abhand,ngen. deren bedeutendste unb wertvolle: zoethe in Luxemburg" ist, — das ist alles, as Nikolaus Hein an Werken uns bis heute Auzeigen hat. Nicht eben viel, aber boch nmgenb. um ben Namen des Dichters in bie i'te Reihe unserer Lyriker zu stellen. Denn , den frühesten Versuchen offenbarte sich ein »ikes Talent, eine fehr empfindsame Seele listairb es, Gedanken unb Gefühle in allen achschwingungen im Worte gu halten und , beuten. Nach Welter kam hier ein Junger, l in überraschender Weise von dem g?.wohn,n Reimgeklingel luxemburgischer Poeten Mnd nahm, in eigenen und neuen Tönen, idenen idenen die Jugend von damals (unb noch Jugend von heute) das rechte Verhältnis z das tiefe Verständnis fand, sein Ich ner>erte. Hier wurde die Natur erlebt, nicht c besungen, bas Erlebte würbe stark ins elisch>> vertieft, Zeit wurdss leicht im Ewigen piegelt, das alles aber ohne Schrei, nur leis ü still und zart, sogar im Leid, als wäre i der stumme Widerglanz einer feinen, aber hr erregten und bewegten Welt. Lpiegelung! Ja. aber die glatte spiegelnde lache hat bei Hein einen neuen, eigenartigen chliff. Seine Sprache ist feiner und fähiger Is bie feiner Vorgänger, er weiß in neuen ültungen überraschende Wirkungen zu erelen, er gießt die höheren Gefühle in die ssere Form ber Zeit, bie feine unb noch ufere ist. Nein, er wälzt nicht erratische Blöcke, er ,ill nicht singend eine ganze Welt erschüttern, l geht versunken, träumerisch und einsam !nen stillen Lebensweg, den er sich auf seine leise brett und endlos denkt, der aber doch gendwo ins Ewige münden wird. Zwischen ust und Leid geht er dahin, dem Glück entpgen und dem Frieden Zu, aufjauchzend Wnchmal "-iah es Farbe gibt und Licht und Duft und Klang d weiche Dämmerung, so wehmutsbang, nd es doch immer wieder Morgen wird; aß über allen Hängen sommerlang der süße Duft des Reifens irrt, nd daß wir selig zitternd in uns fühlen es Taues Süße und des Windes Kühlen md hinter und auch über diesen Dingen allen: as Meer, das ewig bleibt, und die endlose lut, die das Menschenfünklein aufwärtseht: Gott! Das ist das Ziel der Wanderung. Ehe aber ieses Ziel erreicht wird, muß er noch manches iberwinden und an manchem vorbeiwandern: urch Träume, bange Stunden, durch Schmerz md Irrsal, durch das Feuer der Liebe, durch ot und Krieg. Diese Dinge, zu denen dann och die Natur kommt, in der sich das andere les spiegelt, deuten den Kreis an, in dem ich der Dichter bewegt. Dieser Kreis ist eigentlich Enge, so wie seine eimat und sein Land, die er nicht müde wird n allen heimlichen Schönheiten zu besingen. mer kehrt ihm die Mosel in Fühlen und denken zurück, als Erinnerung, als Bild und ymbol. Mosel, Reben, Trauben, Wein und Linzer, Tal und Höhen, Hänge und Sonne: as ist seine Heimat, das Herz seines Landes. die Enge und Kleinheit dieses Landes, sein luch und seine Gnade! an dir in täglichem Ringen Vachsen meiner Kräfte Schwingen, denn du dämmst in mich zurück die Glut Neiner fiebernden Freiheitsgedanken, daß sie mich flammender noch durchstürmt, du hemmst die schwellende, jauchzende Flut Neiner Sehnsucht in starre Schranken, daß sie wie ein brausendes Meer sich türmt. ch danke dir! Ich danke dir! Der Krieg kommt plöotzlich und rüttelt seine Liebe auf. Es ist nun eigenartig packend, wie Hein die Zeitgefühle auflösen kann in Seelenlänge, die noch heute in unsern Herzen achtönen müssen. Er faßt sie ein in leichte Handlungen, die in der gefühlsbeladenen Kraft uns doppelt ergreifen. Das Beste gelingt dem Dichter unstreitig in den stimmungsvollen Naturbildern, in denen auch das musikalische Element am stärksten ist. Vekannt ist das Bild von der sinnenden Weide, aber überraschender noch wirkt das Lied vom Falter, dessen Spiel der Dichter iraumversunken betrachtet: Ueber mir auf einer schwankenden Blume Viegt sich ein Falter, Gräser wiegen mich ein, Singen eine alte Kinderweise, Fernher über Korn und Klee streicht leise Der Sommerwind hin. Und nun weiß ich nicht mehr, Wenn ich die Augen schließe, db ich der Falter oder die Blume bin. Dieser überraschenden und bildhaften Verse gibt es viele, etwa diese: Und ich bin wie eine Muschel noch vom Brausen deines Lebens voll. - Kindheit, du goldener Schmetterling. - Ich aber bin ein Funke Unendlichkeit. - Denn das ist seine Stärke: Gesehenes und Gefühltes greifbar im Bilde vor uns hinzulegen. Kraftvoll und wirkungsstark sind auch die Balladen. Das sind nicht mehr die Handlungsballaden der Uhland und Fontane, noch nicht die doppelschichtigen der Börries von Münchhausen und Agnes Miegel, aber doch äußerst vortragssähige Stücke, in denen das Gefühlsund Stimmunasmäßige die Wucht der Handlung unterstreicht. Es klingen freilich manchmal in den Versen bekannte Töne an, etwa alte Volksweisen, vergessene Kunstlieder vergangener Zeiten, Goethe, Lilieneron, Möricke, Greif, im Balladenhaften vorallem kann man die Vorbilder gut erkennen („um bei dir zu sein“ von Ricarda Huch), aber der Grundton ist doch ein neuter, eigener, - ein voller Ton. Aber der Ton scheint bereits endgültig verklungen zu sein. Der Dichter, der vor zwanzig Jahren trotzigen Mutes seinen Ausritt wagte, der kläffenden Meute Sporentritt und Peitschenhiebe androhte, schweigt nach der ersten Ausfahrt, obschon der Ausklang hoffnungsfreudig und kraftbejahend war: Einst, wenn mein Spiel klingt voller, aufgeht der Träume Saat, Wird wohl auch mir gelingen manch edle Dichtertat. Und voll will ich erleben in Sehnsucht, Lust und Pein Das tiefste Erdenwunder: Mensch zu sein! Mensch zu sein! Das tiefe Wunder, wenn er es im Schweigen erlebt hat, war teuer erkauft. Aber wir warten noch, weil wir die Hoffnung haben, daß die einmal angeschürfte und erprobte Kraft nicht nutzlos sich im Dunkel irgendwo erschöpfen wird. Nikolaus Hein, der Stille, Innige, aber auch der scheue Kraftvolle muß uns wiederkommen, sein Versprechen einzulösen. -te-